Zukunftswerkstatt „Partizipation, Mobilität, Stadtentwicklung“

24. Mai 2019

Die vorerst letzte Zukunftswerkstatt des CDU-Stadtverbandes St. Ingbert mit den Themen Partizipation, Mobilität und Stadtentwicklung stieß auf sehr großes Interesse.Sie fand im imposanten Gebäude, dem P 43, statt, für das Architekt Gerlando Giarrizzo steht. Im Erdgeschoss stellte Firma Atax (Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung, 90 Mitarbeiter) die Räume zu Verfügung. Geschäftsführer Dirk Bach berichtete über vorteilhafte Entwicklung der Kanzlei, und der Umsiedlung nach St. Ingbert als eine sicher, saubere Stadt.

Moderator Markus Monzel ging auf die Bedeutung des Begriffs „Partizipation“ ein: Gemeinsam Zukunft schaffen mit Bürgerbeteiligung. Vom Wohnort zur Arbeitsstätte zu kommen, habe mit Mobilität zu tun. St. Ingbert sei autolastig, als Biosphärenstadt müssten ÖPNV, Elektromobilität, autonomes Fahren, Radfahren, ein ausgewogener Mix aus Gewerbe- und Grünflächen zentrale Themen sein.

Daniel Kempf, Dipl.-Ing. für Architektur, erklärte, was Stadtentwicklung heute bedeute.  Er benutzte dabei die Begriffe „Donut“ und „Berliner“, im Moment  wollen alle nach außen (Donut), es müsse aber der Kern gestärkt werden, das Innen mit Schulen, guter Infrastruktur, Marktplätze, Leben in der Gemeinschaft sei wichtig (Berliner). Mit dem neuen, neun Etagen hohen Gebäude P 43 gehe nicht so viel Fläche verloren, das sei gut. Ein gutes Flächenmanagement unter Einbeziehung der Bürger sei Aufgabe der Verwaltung und wie man mit den vorhandenen Flächen optimal auskommen kann. Man müsse „Leben in die Innenstadt bringen.“

Ortsvorsteher Ulli Meyer erörterte, wie man St. Ingbert weiterentwickeln könne. “Ohne starke Mitte wird es keine gute Entwicklung geben, St. Ingbert ist eine begehrte Wohn-, Industrie- und Dienstleistungsstadt“, so Meyer. „Keine Fläche für kurzfristigen Profit, Erhaltung von Grünflächen wie die Pfuhl- und Fideliswiese, mehr Leben in die Innenstadt“. Der Ortsvorsteher denkt an ein Innenstadt-Carree zwischen Baumwollspinnerei, Stadtbad, Alter Schmelz und Thume’s Eck, unter Einbezug von generationsgerechter Wohnformen und Naturschutz. Auch müsse das Radwegenetz ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang nannte er die Rohrbachachse, den Radweg zur Uni, und sprach Chancen für St. Ingbert durch das Cispa an.

Thomas Magenreuter, Sprecher der CDU für Baumangement, trug ein paar Eckpunkte bezüglich des neu zu erstellenden Flächennutzungsplanes vor, der alte sei 40 Jahre alt. „Dieser wird dem kommenden Stadtrat noch viele Sitzungen abverlangen bis er final beschlossen sein wird. Im Gegensatz zur Ausweisung von Wohngebieten in der Peripherie vor Jahrzehnten, was seinerzeit nahezu ohne große Bürgerbeteiligung ablief, ist die heutige Entwicklung von Flächen innerhalb der gewachsenen Stadtstruktur eine andere. Nur in Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft wird dies gelingen. Ihre Anliegen, Wünsche oder Kritik wollen frühzeitig in die Planungen einbezogen werden“.

Für den Bereich Mobilität trugen Lukas und Gabriele Strobel ihr Radkonzept als Bürger vor. Sie kämpfen für St. Ingbert als fahrradfreundliche Stadt, präsentierten Visionen für St. Ingbert und zeigten nachahmenswerte Beispiele aus anderen Städten. St. Ingbert habe die Schulnote 4,4 beim Fahrradklimatest erhalten (Platz 292 von 311),  sei eine autodominante Stadt, was eine Verkehrswende erfordere, insbesondere für eine Biosphärenstadt. In ihrem 5-Punkte-Plan forderten sie Piktogramme, rote Markierung, auch für E-Bikes geeignete Abstellanlagen, vorgezogene Haltelinien an Ampeln, die Blau-Markierung, wenn ein Fahrradweg zu Ende sei, eine bessere Beschilderung. Sie kritisierten die Unterbrechung des Fahrradweges in der Albert-Weisgerber-Allee, reklamierten die Fortführung des Radweges von den Gustav-Clauss-Anlagen in Richtung Uni, eine Fahrradspur auf der Oststraße, wiesen auf vorschriftswidrige  Radwege (Breite) hin und Gefahrenstellen.

In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmern wurde u.a. auf die Gefahren für Senioren hingewiesen. Ein weiterer Vorschlag war das sogenannte Shared Space, Flächen, wo alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt seien. Der Ortsvorsteher sprach in diesem Zusammenhang von Gegenläufigkeit der Kohlenstraße, die Einbeziehung der Poststraße in den Shared Space  sowie die Entwicklung des WVD-Geländes an.

Im Bereich Stadtentwicklung wurde angeregt, die vorgelegte Mängelliste schnell abzuarbeiten, die seitens der Interessenverbände vorgelegt wurde. Des Weiteren wurde die Leerstandsproblematik thematisiert und die Aspekte „innenstadt-naher Wohnraum für die ältere Generation“ und „bezahlbarer Wohnraum für junge Familien“ genannt.

Daniel Kempf verwies hierzu mit Blick auf kommunalpolitische Handlungsmöglichkeiten auf bislang noch wenig genutzte Möglichkeiten bauplanungsrechtlicher Instrumente sowie Förderprogramme, die Bund und Land in diesem Bereich zur Verfügung stellten.

Ulli Meyer zog ein positives Fazit: Durch die Zukunftswerkstatt  haben wir viele gute und interessante Anregungen von Bürgern erhalten, die uns zeigt, dass sich Partizipation lohnt.