Frauenunion: Ladies-Walk auf dem Schauerweg

25. August 2021

Ladies-Walk auf dem Schauerweg im Gehnbachtal

Der dritte Ladies-Walk der Frauenunion des Saarpfalz-Kreises führte die etwa 40 Gäste ins Gehnbachtal auf den Moritatenweg. Der St. Ingberter Moritatenweg ist Teil des Industriewanderweges der Wanderregion Bliesgau. Er verläuft parallel zum Gehnbach, der einstigen Grenze zwischen Preußen und Bayern. Benannt ist er nach einer Moritat, einem Schauerlied, des Autors Klaus Stief aus den 1950er Jahren, vertont von Hans Simon. Sie handelt vom armen Matz, der von seiner Frau Greth enthauptet wurde und seither, so Heimatdichter Karl Uhl, als Geist im Gehnbachtal umherirrt. Drei Holzfiguren erinnern an Matz, Greth und deren Liebhaber Nick.

Mit dabei: Hohe Politprominenz der Region

Hintergrund des „Walks“ waren unter anderem die anstehenden Wahlen in Bund und Land. Mal ganz nah mit den Politikern wandern, sie als Menschen erleben, Fragen stellen und ehrliche Antworten bekommen, sei das Ziel, so die Vorsitzende der Kreis-Frauen-Union Sandra Derschang-Sailer. Mitgewandert sind der Bundestagsabgeordnete Markus Uhl, der CDU- Fraktionsvorsitzenden im saarländischen Landtag Alex Funk, die Landtagsabgeordneten Jutta Schmitt-Lang und Volker Oberhausen, die Finanzstaatssekretärin und Landevorsitzenden der Frauenunion Saar, Anja Wagner-Scheidt, der Oberbürgermeister der Stadt St. Ingbert, Dr. Ulli Meyer sowie die Bürgermeisterin Nadine Backes. Konrad Weisgerber, der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins,
begleitete die kleine Wanderung und erzählte anschaulich die Geschichte der Liebenden Matz und Greth.

Wahrheit oder Sage?

Ältere St. Ingberter kennen die Geschichte um Matz und Greht von Ausflügen an die Gehnbach noch. Dass sie mehr als nur ein Schaudermärchen für Kinder ist, fanden Mitglieder der Gehnbachfreunde und des Heimat- und Verkehrsvereins heraus. Bei seinen Recherchen in Akten, Standesamturkunden und der Lokalpresse entdeckte Lokalhistoriker Hans-Werner Krick, dass es Matz und Greth wirklich gab. Eine Tageszeitung vom 28. Oktober 1889 verkündet, dass im bayerischen Teil des Gehnbachtales von einem Tagelöhner die enthauptete Leiche des 35-jährigen Mathias Schmitt gefunden wurde. Das Ehepaar Schmitt lebte in Dudweiler und hatte fünf minderjährige Kinder, das jüngste gerade einmal vier Monate alt. Das hielt Ehefrau Margarete jedoch nicht davon ab, eine Affäre mit dem Bergmannskollegen Nicklas zu beginnen, der als Kostgänger bei der Familie ein- und ausging. Der betrogene Ehemann war zunächst ahnungslos, bekam aber bald Wind von der Untreue seiner Frau und forderte Nick auf, zu gehen. Vergebens. Nach etwa einer Woche, so Krick, eskalierte die Situation. Die Frau plante mit ihrem Lover die Beseitigung ihres Mannes. Greth erschlug ihren Ehemann mit einem Beil und trennte ihm dabei fast den Kopf ab. Die Verliebten wurden der Tat überführt und bei einer Gerichtsverhandlung in Zweibrücken zum Tode verurteilt. Ob das Urteil je vollstreckt wurde, ist ungewiss.

Gehnbachfreunde stellen große Holz-Statuen als Erinnerung auf

Am Ort des Verbrechens erinnern zwei Holzbänke, aufgestellt von den Gehnbachfreunden, an das Liebesdrama. Beide wurden angefertigt von Andreas Müller. Eine zeigt den „kopflosen Matz“, die zweite seine Ehefrau und Mörderin Greth. Sie laden Wanderer zum Verweilen ein und geben ein lebhaftes Bild der Volksliteratur ab. Im letzten Sommer gesellte sich die hölzerne Figur des Niklas, bezeichnenderweise oberkörperfrei mit einem Beil in der Hand, dazu. Gefertigt während des von den Gehnbachfreunden, der VHS und dem Heimat- und Verkehrsverein veranstalteten Kettensägenevents von Res Hofmann, einer der besten Kettensägenkünstlerinnen Deutschlands.