Anpacken für unser St. Ingbert.
Ein Columbarium in der Friedhofskapelle?
Die Bestattungskultur in St. Ingbert hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Waren vor zwei Jahrzehnten Erdbestattungen praktisch die Regel, so ist heute ein deutlicher Trend zur Urnenbestattung zu erkennen. Dieser Entwicklung will sich auch die Pfarrei Heiliger Ingobertus nicht verschließen. Dekan Andreas Sturm stellte nun bei einer Ortsbegehung auf dem Alten Friedhof seine Idee eines Columbariums in der Friedhofskapelle vor. Foto: Christa StrobelEs sei vorstellbar, so der Stadtpfarrer, dass die Kapelle künftig für Urnenbestattungen genutzt würde. Dabei würden die Urnen zunächst für eine bestimmte Zeit in einer Urnenwand bestattet, aber auch nach der Liegezeit würde er gerne die Asche der Angehörigen in der Kapelle belassen. Letzteres wäre ein Alleinstellungsmerkmal, da derzeit die Urnen in der Regel nach dem Ablauf der Liegezeit nicht an der Grabstätte verbleiben können.
Es ist eine gute Idee von Dekan Sturm und Irene Kaiser, stellvertretende Ortsvorstehern von St. Ingbert, so Bürgermeister Pascal Rambaud (CDU), wenn diese denkmalträchtige Kirche, die von historischen Grabsteinen umgeben ist und sich in einer parkähnlichen Umgebung befindet, einer neuen Nutzung zugeführt werden könnte. „Zu diesem Vorhaben“, so Dekan Sturm, „hat Speyer schon seine Zustimmung gegeben. Es wäre für unser Bistum ein Pilotprojekt.“ Das Gebäude wurde 1657 errichtet, einige Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges und gehört derzeit der Kirchenstiftung St. Josef. Nach der Chronik von Dr. Wolfgang Krämer „Geschichte der Stadt St. Ingbert“ (S.93ff.) wurde St. Ingbert 1637 eingeäschert „Eine Feuersbrunst äscherte es gänzlich, dass nach 14 Jahren kein Mensch da wohnte.“ Erst 1654 begann der Wiederaufbau mit der Errichtung einer Sägemühle. Im Zuge dieses Wiederaufbaus muss die Friedhofskapelle erbaut worden sein.
Nachdem vor einigen Jahren die Rotarier das Dach und weitere Teile der Kapelle saniert haben, wird derzeit nur noch einmal im Jahr ein Gottesdienst in der Kapelle gefeiert. „Es wäre wünschenswert“, so Ortsvorsteher Ulli Meyer, „dass der Raum auch künftig für sakrale Feiern genutzt werden könnte“. Da nach dem Wiederaufbau der Josefskirche das Erinnerungsbild an die Toten des Ersten Weltkriegs in die Friedhofskapelle kam, bräuchte es hierfür einen neuen Ort. „Mir wäre es wichtig die Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs an zentralerer Stelle zu verorten und werde daher in meinen Gremien dafür plädieren, dies wieder in die Josefskirche zurückzuführen“, so der Dekan.
Mit der neuen Nutzung stellen sich natürlich auch komplexe juristische Fragen: Wer wäre der Träger der neuen Grabstätten, die Stadt oder die Pfarrgemeinde? Gibt es womöglich eine Mischform mit einem Vertragspartner? Sind die längeren Liegezeiten mit der Friedhofssatzung vereinbar? Bleibt die Kapelle im Besitz der Kirchenstiftung? Meyer und Rambaud wollen diese und andere Fragen in den städtischen Gremien, Ortsrat und Stadtrat, erörtern, Dekan Sturm hat bereits das grundsätzliche Einverständnis der Pfarreigremien. Und wenn Pfarrei und Stadt sich positioniert haben, kann gemeinsam erörtert werde, wie das Projekt zu einem Erfolg werden kann.
Wer Näheres wissen möchte, Dekan Andreas Sturm ist Ansprechpartner. Telefon 06894/92490.